Mengen von Sargassum Braunalgen um unser Forschungsschiff

22 Tage auf dem Atlantik. Westindien voraus!

Der Begriff „Westindien“ ist eigentlich falsch, weil Christoph Kolumbus bei seinen Entdeckerfahrten irrtümlich meinte, den westlichen Seeweg nach Indien gefunden zu haben,  tatsächlich jedoch auf einem neuen Kontinent anlandete.

Von den Kanarischen Inseln geht es nach Südwesten „bis die Butter schmilzt“ und dann rechts abbiegen. Jeden Tag wird es nun ein bis zwei Grad wärmer und der Passatwind schiebt uns gemächlich Richtung neuen Kontinent. Insgesamt sind es ca. 2.900 Seemeilen, also über 5.000 Km.

Mitten auf dem Atlantik, nichts als Wasser, kein einziges anderes Schiff. Bei den Nachtwachen ist man zur Neumondzeit fast direkt im Weltraum – absolute Dunkelheit, keine „Lichtverschmutzung“ durch Städte oder andere Lichter. Mitten in den Sternen, die greifbar nahe erscheinen.

Tags sehen wir ab und zu dennoch die Spuren der Zivilisation in Form von Plastikflaschen und anderem Müll. Bei einer Fläche, die mehrmals Europa umfasst ist es schon beeindruckend, wie deutlich der Fußabdruck des Menschen auch in diesen Weiten zunehmend  sichtbar wird.

Dann angeln wir mit dem Köder der Schleppangel immer öfter Algen aus dem Wasser. Eigentlich sind diese Braunalgen ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, denn viele Tiere (z.B. Schildkröten und Fische) suchen in den schwimmenden Feldern Schutz und die Algen produzieren Sauerstoff durch Photosynthese. Aber die explosive Vermehrung verschmutzt zunehmend die karibischen Strände, damit wird die Eiablage vieler Tiere gestört, sie werden in Ihrer Bewegung und Atmung eingeschränkt, der Tourismus wird beeinträchtigt und empfindliche Ökosysteme wie Korallen und Seegraswiesen leiden ebenfalls.
Forscher vermuten zwei Ursachen: Erstens ändern sich im Winter die Wasserschichten vor der westafrikanischen Küste und bringen Nährstoffe in das Oberflächenwasser. Zweitens nimmt der Nährstoffeintrag aus dem Amazonasgebiet durch Abholzung und Düngemitteleinsatz immens zu. Beides zusammen könnte optimale Bedingungen für das Algenwachstum bedeuten.

 

20.02.2019|