Galapagos – wo Mensch und Tiere Nachbarn sind.

Ein Besuch im größten Zoo der Welt?

Sie gehören zum Straßenbild, die Seelöwen und Iguanas (Meeresechsen). Hier hat sich die Tierwelt und der Mensch arrangiert und man lebt einträchtig nebeneinander. Kein Wunder, es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass zu Tieren ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten ist. Beim Fotografieren darf kein Blitzlicht zugeschaltet werden. Die Tiere lernen, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht und verhalten sich entsprechend „zutraulich“, aber es ist trotzdem nicht ratsam, sich einer Seelöwenmama mit einem Jungtier zu nähern oder einem Bullen, der gerade auf Brautschau ist. Obwohl einzigartig, ist die Tierwelt auf Galapagos bedroht, eingeschleppte Tierarten machen der einheimischen Fauna zu schaffen. Gerade bodenbrütende Vogelarten haben neue, nicht bekannte Feinde, wie Ratten oder Katzen, die sich über Eier und Jungtiere her machen. Manche einheimischen Vogelarten sind nahezu ausgestorben und es gibt von Regierungsseite eine Belohnung für den, der noch aktuelle Fotos von einigen dezimierten Arten liefern kann.
Die Flora leidet ebenfalls unter invasiven Gewächsen, wie z.B. der schwarzen Brombeere. Als Strauchgewächs überwuchert sie die einheimischen Pflanzenarten und breitet sich explosionsartig aus. Bekämpft werden kann sie nur per mühsamer Handarbeit – letztlich ein aussichtsloser Kampf. So ist Galapagos ein Spiegelbild der Globalisierung, auch wir kennen in unseren Breiten diverse Tier- und Pflanzenarten, die aus anderen Kontinenten eingeschleppt wurden, ob Herkulespflanze, Springkraut oder Königskrabbe etc. Aber da sind ja auch die Kartoffel, der Mais und die Tulpen, ehemals fremde Gewächse, wohl aber kultiviert und aus unseren Breiten nicht mehr wegzudenken. Damit ist die Globalisierung Fluch und Segen zugleich: Reduzierung der Artenvielfalt und Ernährungssicherung, beides Seiten derselben Medaille – aber auf alle Fälle nicht mehr aufzuhalten. Galapagos zeigt uns im Kleinen, dass wir alle im selben Boot sitzen und wie sensibel die Natur ist, in der wir leben.
Coronabedingt ist der Tourismus auf Galapagos derzeit (Mai 2021) auf einem Niveau von ca. 10 – 20 % der Vorkrisenzahlen, für uns ersichtlich durch viele geschlossene Geschäfte, Restaurants und Besichtigungsangebote. Wir erkennen bei den geführten -nicht ganz billigen- Touren dennoch die auf Tourismus ausgerichtete Infrastruktur, die Besucher auf Schildkrötenfarmen und Hotspots für Haibesichtigung und Iguanas führt, was uns fragen lässt: Ist dies der größte Zoo der Welt oder ein letztes Refugium für unberührte Natur? Wahrscheinlich beides, denn ein Großteil der Inseln ist für Besucher tabu.
Bei der Ausreise werden wir von den Behörden streng kontrolliert, es soll kein geschütztes Tier oder Souvenir die Inseln verlassen. Wir haben aber auch nicht vor es wie die historischen Segler zu handhaben und etwa eine Riesenschildkröte als lebenden Proviant mit an Bord zu nehmen. Gut versorgt aus dem Supermarkt geht es weiter Richtung Südsee…

24.05.2021|